15. April 2018

Seitenwechsel

Angefangen hat alles letztes Jahr, als ich von einem Tanzkurs zurück kam und auf einmal Lust auf Musikmachen hatte. Schottentanzmusikmachen. Viele Tanzbücher haben  Noten der Original-Tunes mit dabei, als Tanzlehrerin habe ich genug von diesen Büchern und so hatte ich einen schönen Startvorrat an Noten. Ich fand heraus, dass sich Slow-Air-Strathspeys und Walzer ganz gut als Einstiegsdroge eignen, und man beim wahllosen Spielen aus dem Vorrat doch häufiger auf Bekannte trifft. Soweit, so gut. Alles war weit weg.

Als das Anmeldeformular zum Potters Pairs Wochenende in Oberlethe mir einen Musikerkurs anbot war ich hin- und hergerissen zwischen „Au ja!“ und „Nee, lieber nicht“, habe mich dann aber – offensichtlich – für die Möglichkeit zu lernen und mit anderen zusammen zu spielen entschieden.

In diesem Kurs hier war es Ziel, dass wir am Samstagabend die ersten vier Tänze des Balls und am Sonntagmittag zwei Abschlusstänze mitspielen können. Also haben wir dem Samstag damit verbracht, die vier Tänze für den Abend beziehungsweise die Musik dazu zu üben. Die Noten hatten wir vorher bekommen, und ich hatte sie gut geübt und vorbereitet, aber – puh! – so in echt ist das doch nochmal ganz anders. Höchste Konzentration ist gefragt. Die gedruckten Noten sind halt nur eine grobe Repräsentation dessen, was wirklich passiert, und damit es tanzbar und auch interessant ist, wird da noch einiges dran rumgetrickst und variiert. Auch auf die anderen zu hören und mit ihnen tatsächlich zusammen zu spielen, hat mich nach 18 Jahren Ensemble-Abstinenz wirklich gefordert und manchmal nur rudimentär geklappt. Abgesehen von der prinzipiellen Schwierigkeit natürlich, dass Jigs einen viel zu ulkigen Rhythmus haben, Reels viel zu viele Noten für ihr Tempo haben und Strathspeys einfach viel zu lange dauern. Was sich vermutlich alles aber langfristig durch ausdauerndes Training musikerseits beheben ließe. Spaß macht es schon, das Zusammenspielen und der Klang motivieren ungemein, aber es ist auch richtig harte Arbeit – schon lange nicht mehr hatte mein Kopf auf einem Tanzwochenende so viel zu tun.

Am Sonntag bei den Abschlusstänzen war’s dann aber auf einmal da: Die Musik hat so richtig, richtig Spaß gemacht – es kam irgendwo zwischen ein paar Scotch Snaps, ein paar verpassten Takten, dem Wahrnehmen des Gesamtklangs unserer „Band“ in der großen Halle und der Erkenntnis, dass da Leute gerade zu unserer Musik tanzen. Ich will mehr davon! Ist wie Tanzen, nur anders :)

Insgesamt kann ich es nur weiterempfehlen, mal einen Musikerkurs zu besuchen. Wenn Ihr einen Draht zu schottischer Tanzmusik habt, Ihr Euer Instrument ganz gut im Griff habt und das Instrument einigermaßen Schottentanz-kompatibel ist, dann probiert’s doch mal aus. Die nächsten Kurse, derer ich mir bewusst bin, sind am 1./2. September in Oberlethe und am 22.9. in Münster.

Judith

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